Lisa Bachmann geht es in ihren Arbeiten um den Ausdruck des unmittelbar Schöpferischen, dem Erschaffen eigener Bild- und Farbwelten.

Ausgangspunkt, Inspiration und Vorbilder sind für sie Paul Cézanne, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Beppe Assenza. Cézanne entwickelte ein völlig neues, konturloses Malen ganz aus der Farbe heraus, in dessen Gemälden die Motive mit der Ganzheit und Gesamtstimmung der Bildaussage verschmelzen. Seine zunehmend abstrahierenden, aus sich selbst herausfühlenden und ausdrückenden Kompositionen spiegeln ein Zusammenspiel von Formen und Farben in einer Bildebene wider. Klee und Kandinsky fanden im 1. Viertel des 20. Jahrhunderts zu einer neuen abstrakten Bildsprache als Zusammenspiel von Punkt, Linie, Fläche und Farbe, sie analysierten ihre Charaktere und ihr Verhältnis untereinander. Assenza strebte in seiner reifen Dornacher Periode nach einem Malen ganz aus der Farbe heraus, deren Ausdruckswert und Dynamismus ihn zu immer neuen imaginären Bildwelten anregte.

Bachmann löst sich in ihrer Hinwendung zur völligen Abstraktion von den Konventionen traditioneller Bildauffassung und befreit die Farbe von vorgegebener Formensprache, sie malt ihre lyrisch-abstrakten, expressiven Bilder nicht konstruiert, sondern was sich aus den Farben heraus entfalten lässt. Ihre Malerei steht hiermit zugleich in Bezug zur Künstlern des Informel, die nicht mehr auf ein genau vorher geplantes Ergebnis hinarbeiteten. Das Bild wird zum direkten Ausdruck dynamischer Prozesse, die mittels sich frei auf der Leinwand entfaltender Farben als Material in ihrer uneingeschränkten Eigendynamik anschaulich werden.

Die Künstlerin gestaltet ihre Kompositionen sowohl schichtend aus transluzid wirkenden, lichten als auch aus klar voneinander abgegrenzten, kompakten, dichten, leuchtenden, oft komplementären Farbflächen, die miteinander spielen und korrespondieren. Ihre Bilder entstehen im Laufe eines inneren Wahrnehmungsprozesses und in bewusster Zwiesprache mit den Bildern, in denen gestaltende Kräfte zum Ausdruck kommen. Oft setzt sie Farb-Dreiklänge in ihren Arbeiten ein, mit meist klar abgegrenzten Flächen, die zugleich Gewichte setzen, strebt sie nach harmonischer Ganzheit. Die bemerkenswerte Helligkeit und Leuchtkraft vieler ihrer Arbeiten basiert nicht zuletzt auf der expressiven Farbwahl. Schwarze, sich teilweise verdichtende, schwungvoll und energisch gesetzte Linien rhythmisieren ihre Arbeiten, geben den Kompositionen Halt und Spannung, Flächen setzen Schwerpunkte und Gewichtungen. Der teilweise bewusst sichtbar gelassene, helle, weiße Bildgrund vermittelt hingegen Leichtigkeit und Transparenz. In ihren freien, rhythmischen Kompositionen setzt sie die Farbe als reinen Gestaltwert und Stimmungsträger ein, arrangiert und organisiert sie die Farbflächen als subtile Raum- und Farbmodulationen im Bild. Die Ausdruckskraft entwickelt sich aus dem eng verflochtenen Spannungsgefüge von Licht und Dunkel und ihren Wechselwirkungen mit Farbe, Form und Raum. Durch Farbaufträge und Pinselführung setzt sie Bewegungsspuren und schafft leuchtende Farbkontraste. So entstehen ausdrucksvolle Werke als Farbwelten allein durch die suggestive, assoziative Kraft der verschiedenen Farben, die den Betrachter zum aktiv teilnehmenden Erleben anregen und herausfordern.

Dr. Andreas Heger

Kunsthistoriker

Zeitungsartikel ak

Achimer Kreisblatt von Donnerstag, 27. Februar 2014